
Lebenshof Kuhklang
Es war ein bisschen wie nach Hause kommen für mich, als wir Anfang November auf die riesige Weide des Lebenshofs Kuhklang traten. Wir hatten mit einem goldenen Herbstsonnenuntergang gerechnet und nun standen die Kühe großzügig verteilt vor mir, versunken in einem leichten Nebel, der alles in ein friedvolles Weiß tauchte. Neugierig bewegten sich einige der Tiere auf mich zu, immer sorgsam die Kamera im Auge, die ihnen sichtlich unheimlich vorkam. Doch schnell gewöhnten sie sich an meine Anwesenheit und ich konnte wunderschöne Eindrücke von ganz unterschiedlichen Charakteren einfangen.
Als sich der Tag schließlich dem Ende zuneigte, wanderten immer mehr von ihnen Richtung Stall und wir folgten nach. Schon von Weitem konnten wir die Klänge klassischer Musik vernehmen und als ich schließlich auf dem Boden der Stallgasse saß, um noch ein paar Eindrücke mit der Kamera einzufangen, legte sich eine so unbegreiflich friedvolle Stimmung auf mein Herz, die es nur an einem Ort geben kann, an dem die Tiere wissen dürfen, dass ihnen nichts mehr passieren kann. Sie sicher sind und einfach sein dürfen.
Auch Reinhold Baumann, Betreiber des Lebenshofs, bestätigte diesen Eindruck. Seitdem er den ehemaligen “Milchvieh”-Betrieb, den er 2009 von seinem Vater übernahm, auf einen Lebenshof umgestellt hatte, veränderte sich auch die Stimmung der Tiere. Als würden sie wissen: Jetzt ist alles gut. Und diese Stimmung trägt nun auch Reinholds Herz.
Er wusste schon damals, dass all das, was mit dem Konzept “Milchvieh”-Betrieb zusammenhängt, nicht mit seiner inneren Überzeugung vereinbar war. “Es war schlimm, wenn ich den Kühen ihre Kälber wegnehmen musste und diese oft drei Tage lang nach ihren Kindern schrien.”
2019 besamte er die letzte Kuh (eine Prozedur, die zwangsläufig nötig ist, um Milch zu gewinnen, da nur trächtige Tiere diese für ihre Kälber produzieren) und molk schließlich nach und nach ab. Reinhold stellte auf einen Lebenshof um, wo nun seine 58 Rinder zusammen mit den beiden Eseln Camilo und Paco und Hund Toto ihren Lebensabend genießen können, ohne noch für irgendeinen menschlichen Zweck herhalten zu müssen.
Ihnen steht ein geräumiger Laufstall und eine direkt angrenzende, 13 Hektar große Weidefläche zur Verfügung.
Der Hof finanziert sich über Spenden, Tierpatenschaften, den Anbau von Bio-Dinkel und Reinholds Forstwirtschaft. Wer helfen möchte, findet weitere Infos unter: